Zeitzeugen
Verstreute Betonklötze am Strand, überdimensionalen Würfeln gleich, von spielmüden Göttern achtlos hingeworfen; verlassene Bunker auf heimtückischem Grund, von landwärts flüchtenden Dünen im Stich gelassen, durch die Gezeiten ins Rutschen geraten: Vor 80 Jahren von Zwangsarbeitern des Naziregimes zur Verteidigung gegen die Alliierten erbaut, prägen die Ruinen des Atlantikwalls noch heute viele Küsten Europas. So auch in Finistère in Frankreich. Trotz ihrer unheilvollen Geschichte üben diese anachronistisch anmutenden Monumente, ihrer Funktion beraubt, eine Faszination aus, der man sich nur schwer entziehen kann: bizarre Mahnmale monströser Weltgeschichte und grandiose Landschaftsskulpturen zugleich, von megalomanischen Geistern erdacht, von Licht und Schatten, Ebbe und Flut stets neu inszeniert, dem Untergang geweiht.