Stausee ohne Wasser
Die Menschen mussten sich Mitte der 60er-Jahre eine neue Heimat suchen, und dann wurde fast alles abgerissen oder abgeholzt, was irgendwie den reibungslosen Betrieb eines Stausees stören könnte: Häuser, Ställe, Wälder, Weinreben. Aber nur fast alles. Für Instandhaltungen Ende 2021 entleert, gab der Verzasca-Stausee (Lago di Vogorno, TI) nun zum ersten Mal seit fast 60 Jahren preis, was damals in den Fluten verschwunden ist. Strassen, Brücken, Brunnen, Trockenmauern, Baumstümpfe... und sogar ein vergessenes Waldbrand-Schild.
Ivo Stalder hat in einer Zeitreihe von knapp sechs Monaten die Landschaft im Stausee fotografisch festgehalten. Zu Beginn eine dystopische Mondlandschaft in einer fahlen Wintersonne, präsentieren sich die stummen Zeitzeugen im Sommer vor den kräftigen Farben des Wassers und der Wälder – bevor sie wieder für Jahrzehnte vom Wasser verschluckt werden.